7. März 2019 10:03
4 Wareham St, Springvale VIC 3171, Australien | 21°C
07.03.2019 Ok, nun ist er also da, der langsame Abschied von Australien. Schön war es. Trotzdem, es macht mich vieles nachdenklich an diesem grossen, weiten Land. Meine drei Ärgernisse dieser Reise: Zuallererst störte und stört mich der Umgang mit der Urbevölkerung. 1967 erst wurden die Aborigines als gleichwertige Bürger anerkannt. Das heisst, bis zu diesem Zeitpunkt wurden zwar Kühe, Schafe und Geissen gezählt, aber Aborigines wurden bei Volkszählungen ignoriert. Sie existierten nicht. Es kommt einen vor, als sei es erst vorgestern gewesen, nämlich 2008, dass sich ein Regierungschef für begangenes Unrecht, zum Beispiel die Wegnahme und Internierung zehntausender Kinder, im Namen der Regierung entschuldigt hat. Fünf Jahre später wurden sie als erste Bewohner dieses grossen Landes anerkannt. Aber einen Besitz des Bodens durch sie, sollte ausgeklammert werden. Dafür, dass die verfassungsmässige Anerkennung der Aborigines erst 2017 erfolgt und das Uluru-Statement mit den Forderungen der Aborigines auch in diesem Jahr erstellt wird, kann man noch nicht sehr viel Positives, Neues erwarten. Trotzdem, wenn man liest, dass der Grundbesitz erst mit dem weissen Mann ins Land kam und Aborigines heute abgegrenzte Territorien benutzen dürfen; wenn man von Weissen hört, dass den Aborigines alles geschenkt werde vom Staat und diese doch nur saufen würden; wenn man sieht, wie Aboriginals einerseits als Künstler gehandelt werden, andererseits Viele einfach als Abschaum und Sozialproblem ausgegrenzt werden, ja dann muss man feststellen, dass das reiche Australien noch viel zu tun vor sich hat. Australien ist nicht nur das gelobte Land, ich sehe viele Menschen, die am Rande, oder ausserhalb der Gesellschaft stehen. Die weisse «Fish and Chips» – Bevölkerung gibt wohl den Ton an, aber Australien ist ein sehr farbiges Land, wo nicht alle gleich laut tönen (dürfen) können. Natürlich gibt es, wie immer, viele Ausnahmen, oder – dafür war ich zuwenig lange hier, die Ausnahmen sind die, die negativ auffallen. Was vor allem Heinze zu schaffen gemacht hat, ist die (Unzu)Verlässlichkeit vieler Menschen hier. Die Leute versprechen alles, was man sich wünscht, – «no worries», «no problem», «it’s all right» … Wenn es aber drauf an kommt, fehlt die Leistung. Vielen geht es gut, ohne dass sie sich anstrengen müssten, manche sind zu faul dazu und den meisten ist es einfach gleich. Denn, – sie sind ja Australier, gesegnet mit einem guten Lebensstandard und einem herrlichen Land. Alle Welt kommt und lobt sie. Mein drittes grosses Ärgernis ist die Art, wie man in diesem Land mit Tieren und Pflanzen, mit der Natur umgeht. Ich habe noch nie ein Land gesehen, wo so viele Tierkadaver entlang der Strassen verrotten. Mich stört, dass in den zugegebenermassen vielen Naturparks, so viel mitten in den Wald hinein gebaut wird, so viel darin mit grossen 4WDs rumgefahren wird, so viel Holz geschlagen wird. Mich tröstet, dass es Australierinnen und Australier gibt, die das auch so sehen. Vielleicht brauchen Änderungen, Verbesserungen hier genau gleich lange, wie daheim in der Schweiz